|
|
Am Rande der Stadt verläuft der Camino über eine große Parkanlage mit riesigen Oleandersträuchen, schlanken Zypressen und Bewässerungsvorrichtungen mit kleinen Regenbögen, die sich über die Wasserstrahlen auffächern.
Wir entdecken auch interessante Bäume an denen lange gelbliche Blätter wie Schleifen runterhängen.
Dann führt der Weg ein Stück in der prahlen Sonne direkt am Stausee - Pantano de la Grajera. Mehrere Fahrradpilger sausen an uns vorbei. Ein Fahrrad hätte ich jetzt auch gerne um aus der Sonne schnell zu verschwinden.
Gleich danach kommt zum Glück ein Stückchen Wald mit ein paar Bänken, auf die wir uns dankbar fallen lassen. Um uns herum toben sich Eichhörnchen aus.
Westlich vom Stausee treffen wir auf eine kleine Holzhütte – Ermita del Peregrino Pasante. Marcelino ist ein Camino-Urgestein. Seit den 70er Jahren ging er den Weg schon viele Male. In den 80er tat er das sogar in mittelalterlicher Kleidung, die er selbst angefertigt hatte. Jetzt begrüßt er die anderen Pilger, die an seiner Einsiedelei vorbeikommen. Auch wir lassen unsere Pilgerpäße bei ihm stempeln und füllen unsere Wasserflaschen auf. Das höre ich immer wieder – wenn man einmal auf den Geschmack des Jakobwegpilgerns gekommen ist, lässt es einen nicht mehr los. Stimmt wohl, denn ich gehe den Weg nun zum dritten, und ich hoffe sehr nicht zum letzten, Mal.
Der Weg führt jetzt auf und ab durch grüne oft mit Weinbergen bedeckte Hügel, dann ein langes Stück entlang der Hauptstraße, und das praktisch ohne Schatten.
Auf dem Mittelstreifen wieder herrlich blühende Oleander, abwechselnd weiß und rosa. Seit meinem vorletzten Besuch in Rom bin ich ein Riesenfan von diesen Sträuchen. Ich habe sogar zu Hause einen, den ich vom Samen aufgezogen habe und der nun seit drei Jahren weiß blüht – die einzige Pflanze außer Aloes, die es mit mir aushält.
Links auf dem Hügel eine Stier-Silouette weist in die andere Richtung wahrscheinlich nach Pamplona.
Endlich erscheint vor uns Navarrete. Wir laufen jetzt auf einem Schotter-Sand-Pfad zwischen den Weinbergen. Die Mischung aus Sonne, Hitze und Staub macht uns echt zu schaffen.
Der Schild "Hospital de Peregrinos San Juan de Acre" bezieht sich leider nur auf die 30 cm hohe Ruine an der wir vorbeilaufen. Wir müssen also noch weiter.
Die Weinwerbung direkt am Weg mach einem den Durst noch bewusster.
In der Herberge angekommen, gönnen wir uns zuerst eine kalte Limonade und ein paar Stunden Schlaf und am Abend gehen wir wieder ins Zentrum zur Vorabendmesse. Am Ende des Gottesdienstes höre ich zum ersten Mal das spanische Original des Lieblingsliedes von Johannes Paul II: "Señor, me has mirado a los ojos / sonriendo has dicho mi nombre / en las arena he dejado mi barca / junto a ti buscar otro mar" - "O Herr, Du hast mich dort schon gesehen / deine Lippen sprachen aus meinem Namen / Mein Boot laß ich am Ufer von nun an / mit Dir, Jesus, beginn’ich meinen Fang". Befinde ich mich auf dem Weg, auf den Jesus mich gerufen hat? Gehe ich Ihm nach, oder drehe ich mich gerade im Kreis um mich selbst? Diese Frage muss ich mir immer wieder stellen und notfalls den Kurs korrigieren.
In der Kirche steht eine Figur des Heiligen Rochus. Mittlerweile verwechsle ich ihn nicht mehr mit Jakobus - der Rochus hat meistens einen Hund bei sich und Wunden an den Knien. Aber warum? Das muss ich noch nachforschen. Jetzt gönnen wir uns zuerst die berühmte Knoblauchsuppe, die noch auf dem Tisch blubbert, und guten Rotwein - schließlich sind wir immer noch in La Rioja.




Brak komentarzy:
Prześlij komentarz
Uwaga: tylko uczestnik tego bloga może przesyłać komentarze.