niedziela, 3 września 2023

3. September 2023 - Nürnberg - Paris - Biarritz - Saint-Jean-Pied-de-Port

 Der lange ersehnte Tag ist da. Mein Flug geht um 6 Uhr in der Früh. Um rechtzeitig am Flughafen zu sein, mit entsprechendem Sicherheitspuffer, nehme ich den Bus um 1 Uhr in der Nacht. Der Versuch vorher noch kurz zu dösen scheitert leider, da ist das Reisefieber wohl zu groß. Der Bus kommt ein paar Minuten verspätet an, was die Umsteigezeit deutlich verkürzt und die Verspätung vergrößert sich noch während der Fahrt. Ich entscheide mich zwei Bushaltestellen vorher auszusteigen um dort den Stadtbus zum Flughafen zu kriegen. Das klappt zum Glück sehr gut.  Letztes Jahr bin ich von Flughafen Nürnberg zu Fuß in die Innenstadt gegangen auf dem Jakobsweg. Heute geht's in die umgekehrte Richtung, und wie gesagt diesmal nicht zu Fuß, sondern mit dem Bus. 

Das Flughafen, von dem ich zum ersten Mal im Leben fliege, stellt sich als ziemlich klein heraus, ich bin in weniger Minuten durch die Sicherheitskontrolle und bis zum Abflug sitze ich noch fast drei Stunden in der Wartehalle.     In Paris muss ich dann noch umsteigen    Beide Flüge haben eigentlich Verspätung aber ohne, dass es sich auf die weiteren Reisepläne auswirkt.   Auf dem zweiten Flug gibt's einige Turbulenzen und überhaupt der Anblick von dem Flügel durch mein Fenster erinnert mich an einen alten Spruch.  Bei uns im Dialekt sagen wir manchmal in Schlesien „Trzimej sie luftu“ das heißt halt dich einfach an der Luft fest, wenn sozusagen man irgendwas macht, wo man sich wirklich nirgendwo sonst festhalten kann. Hierzu fällt mir allerdings auch die Stelle im Evangelium ein: Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig und doch fällt kein von ihnen zu Erde ohne den Willen eures Vaters. Ich hoffe, dass unser Duraluminiumvogel auch nicht runterfallen wird. Der Anflug vom Atlantik auf Biarritz ist aber echt beeindruckend, vor allem weil man schon im Hintergrund die die Berge sieht.  

Vom Flughafen Biarritz nach Saint-Jean-Pied-de-Port habe ich einen Bustransfer gebucht und ich lerne schon einige Mitpilger kennen, während wir auf den kleinen Bus warten. Die Fahrt führt durch wunderschöne Berge und ich weide meine Augen an diesem Grün, während die sechs Mitplgerinnen hinter mir ununterbrochen quatschen. Anfangs mache ich auch noch ein bisschen Blabla, wie wir zu Hause den Smalltalk nennen, mit dem Pilger aus England, der neben mir sitzt. Ich will ja nicht total uninteressiert an meinen Mitmenschen wirken. Ich lasse mich dabei ein wenig von den Gesprächen hinter mir inspirieren. Zuerst redet man darüber, das wievielte Camino des jeweiligen das ist, dann fragt man noch, was man beruflich so macht. Als die Gespräche hinten aber auf Kleider- und Ausrüstungswahl bzw. Lebensgeschichten, Kinder, Scheidungen und so weiter wechseln, wird mir das doch zu blöd und ich genieße die weitere Fahrt schweigend. 

In Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen und ich bin gerade ziemlich sprachlos nicht nur wegen den Bergen, sondern auch wegen des Städtchens.  Es hat so ein Assisi-Scharm. Vor dem städtischen Alberge warten die Pilger. Ich habe zum Glück gebucht.  In der Kirche herrscht Schatten und Stille. Auch wenn die meisten hierher eher touristisch reinschauen. Sie bemerken das Tabernakel und das ewige Licht nicht mal.  

Es ist mittlerweile 14 Uhr. Das Pilgerbüro in Saint-Jean-Pied-de-Port öffnet. Seit über einer Stunde spaziere ich hier durch das Städtchen und versuche etwas zu essen zu bekommen. Alle Restaurants haben aber bereits Schilder 'completo' ausgestellt. Seit dem 3 in Wäggle am Nürnberger Flughafen habe ich nur noch zwei trockene Kekse aus dem Flugzeug gegessen. Zusammen mit der schlaflosen Nacht dem leichten Nieselregen hier und dem 7-kg-Rucksack ergibt das natürlich einen gewissen Stresspegel. Meine Herberge öffnet aber auch erst um 15 Uhr, bis dahin bleibt der Traum von einem Bett eben nur ein Traum. Ich gehe also zuerst in das Pilgerbüro, um mein Paket abzuholen. Nachdem ich nur mit Handgepäck fliege, habe ich nach Vereinbarung mit dem Pilgerbüro meine Wanderstöcke und mein Schweizer Taschenmesser per Post zu Ihnen geschickt. Die Warteschlange ist lange. Ich nehme zumindest den großen Rucksack ab und ein Geruch vom Teebaumöl steigt mir in die Nase. Habe ihn für alle Fälle für meine Nasennebenhöhlen mitgenommen, allerdings nach allen Regeln der Kunst verpackt und dass ich ihn jetzt rieche, lässt mich Schlimmes ahnen. Endlich bin ich an der Reihe und frage die Dame am Schreibtisch nach meinem Paket. Sie antwortet jedoch nur mit:
- Ich werde Ihnen gleich alles erklären
und winkt noch weitere Pilger hinzu. Erst als sich mindestens vier Englisch sprechende Personen am Tisch befinden, ist sie für ein Gespräch bereit. Als sie sich aber schickt uns den Jakobsweg mindestens vom Mittelalter, wenn nicht vom Heiligen Jakobus zu erklären, starte ich den zweiten Versuch, dass ich nur nach meinem Paket fragen wollte.
- Was für Paket? Es gibt kein Paket
- Ich habe mit Ihnen oder einem Ihrer Kollegen gemailt und vor zwei Wochen meine Stöcke hierhergeschickt.
Jetzt wird die Dame schon fast zu Furie:
- WIR SIND HIER ALLE FREIWILLIGE! REDEN SIE SO NICHT MIT MIR!
'Wie?' würde ich am liebsten fragen, verkneife es mir aber. Sie fragt tatsächlich zuerst eine andere Kollegin geht dann auch noch in den hinteren Raum, kommt aber ohne Paket zurück. Ob es an einer Verspätung bei der Post liegt, am Chaos im Büro oder einfach an der Unlustigkeit der Dame, wird für immer ein Rätsel bleiben. Fakt ist, dass ich meine bequemen Stöcke und das Taschenmesser, das mich schon seit 15 Jahren begleitet, hiermit verloren habe und oben drauf mir diese Teile der Ausrüstung noch auf die Schnelle hier kaufen muss…
In dem Moment bin ich kurz davor die nächste Reisemöglichkeit nach Hause zu nehmen.

Um 15 Uhr bekomme ich endlich mein Bett in der Herberge und habe nette Zimmergenossen ein älteres Ehepaar aus England. Auch die Leute, die ich schon im Bus von Biarritz nach Saint-Jean kennengelernt habe, treffe ich immer wieder in der Stadt, was auch sehr angenehm und lustig ist. Außerdem nach der Dusche und kleiner Wäsche fühle ich mich endlich etwas besser. 

Unterwegs entdecke ich einen Pizzaautomaten. Entscheide mich aber doch bis 19 Uhr zu warten und vernünftig in einem Restaurant zu essen. Habe mir auf jeden Fall aber schon mal Stöcke gekauft für die verloren gegangenen und einen Ersatz für meinen Victorinox Climber.     

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