wtorek, 5 września 2023

5. September 2023 - Orisson - Roncesvalles

Zum Frühstück wird Kaffee in Müsli-Schalen serviert. Hier weiß man anscheinend, wie viel Kaffee ein Pilger für den Weg braucht. Ich kaufe mir noch ein Käsebaguette und Wasser für unterwegs und starte vor der Sonne.  

 Heute geht's anscheinend weiter bergauf. Naja, ich hoffe dass ich gestern genug Training dafür hatte. Angeblich soll es heute nicht so steil sein.

Die Kühe hier sind weiß oder fast weiß.

Der zweite Teil der Etappe, also von Orisson nach Roncesvalles, ist zwar 18 km lang, und fürs erste geht es 710 Höhenmeter nach oben, aber abgesehen von ein paar steilen Steigungen ist der Tag irgendwie weniger anstrengend. Heute ist es sonnig und die Bergkulisse natürlich umso schöner. Ein entsprechend starker Wind sorgt zum Glück für ordentlich Abkühlung. Man darf sich von ihm aber nicht täuschen lassen und Sonnenschutz vergessen. In Norddeutschland spricht man erst vom Wind, wenn die Schaffe keine Locken mehr haben. Wenn ich mir hier die glatte Wolle bei den Schaffen anschaue, passt das zu dem starken Wind ideal ;)


Da man bei dem Gebläse kaum die eigenen Gedanken hört, fühle ich mich heute vom Reden suspendiert. Ein paar Kurzgespräche ergeben sich unterwegs trotzdem. Dafür sorgt die Kreuzikone die ich hinten am Rucksack trage. Immer wieder werde ich nach Erlaubnis ist zu fotografieren und viele fragen auch ob ich sie selbst gemalt habe.  



Zu der Virgen von Orisson muss man einen kleinen Umweg machen, den mache ich aber gern.  



Bei der Rolandsquelle nehme ich noch mein Lunch zu mir, schmiere mich gegen die Sonne etwas ein und hole mein Kopftuch aus dem Rucksack. Damit halte ich meine Haare auch ein wenig im Zaum bei diesem Wind. Und anscheinend gleich weniger Schritte dahinter komme ich nach Spanien rein. 








Klar, nachdem ich mich gegen Sonne eingeschmiert habe, wird es jetzt schattig, kann man sich nicht beschweren. Ich laufe jetzt durch einen Wald mit Bäumen, die im unteren Teil lustig gebogen sind, anscheinend so, wie der Wind den Hang runterweht. Der Schatten hat aber natürlich auch seine Schattenseiten nämlich Matsch. Ich hoffe, das bleibt nicht bis Roncesvalles so. Es sieht und fühlt sich auf jeden Fall wie die Plätzchenmasse aus Haferflocken und Kakao, die wir vor Jahren gemacht habe. 

 Im Wald hat man den Wind weniger gespürt, draußen wird er wieder deutlicher. Ein Schild weist auf ein Albergue in 250 m? Eigentlich ist das laut der Karte aber bloß ein kleines Refugium. Tatsächlich, da gibt es ein Hüttchen, nicht wesentlich größer als eine Bushaltestelle, so eine Schutzhütte wie es auch in den Bergen gibt bei uns. Außer Schafen und Kühen gibt es hier unten auch noch Ponnys und deren Mähnen sind vom Wind genauso geglättet, wie die Schafswolle.





 So, mit Lepoeder Pass auf 1430 m ist der höchste Punkt für heute erreicht. Jetzt geht's runter.

Den relativ steilen Abstieg nach Roncesvalles kann man im Ganzen oder stückchenweise auf dem Radpilgerweg umgehen, sprich auf der Straße, was ich auch teilweise tue. Ja, mehrere Leute gehen die Straße. Oder laufen sie nur mir nach? Letztendlich laufe ich relativ einsam auf dem letzten Stück, der mich stellenweise total an Riesengebirge erinnert. Unten im Tal zwischen den Bäumen sieht man schon das Kloster von Roncesvalles. 



 





Die ehemalige Klosteranlage, das heutige Herberge, ist riesengroß und beherbergt auch entsprechend viele Pilger. Trotzdem erlebe ich sie sogar angenehmer als die kleine Herberge in Orisson, wahrscheinlich dadurch, dass die riesigen Schlafsäle zumindest optisch in Vierer-Kabinen unterteilt sind. Die Duschzeit ist hier unbegrenzt. Und es gibt sogar Seifenspender. Das war gestern und vorgestern nicht der Fall.. Nach der Dusche gönne ich mir etwas Ruhe auf meinem oberen Stockbett. Kurze Zeit später wird das Bett gegenüber von einem Pilger belegt, der noch wohl seine Brotzeit von unterwegs mit streng riechenden Käse zu Ende verdrückt, bevor er auch ins Bad verschwindet. Als er zurückkommt, muss ich leider feststellen, dass er - wohl aus Versehen - statt mit Leitungswasser mit Eau de Cologne geduscht hat. Ich steige von meinem Baum wohl schneller als der Zacheus im Evangelium, um allerdings in meinem Fall meine Wäsche aus dem Trockner in Empfang zu nehmen. 





Später gibt es auch noch gemeinsames Abendessen, diesmal aber irgendwie an kleineren Tischen und irgendwie sind die Leute insgesamt ruhiger. Wahrscheinlich nach so langer Etappe. Auf jeden Fall ist es nicht so laut wie gestern. 

Auf dem Rückweg treffe ich den älteren Amerikaner, der gestern Abend sich auch vor dem Essen bekreuzigt hat. Er fragt mich nach der Messe. Ich weise ihn auf die Collegiate hin.

- Behalten Sie das gelbe Tshirt an, danach werde ich Sie suchen – meint er und schließt sich mir dann tatsächlich in der ersten Bank an. 

Die Messe ist wunderschön mit lateinischen Ordinaria und Pater noster und danach zum Pilgersegen gibt es auch noch Salve Regina. Roncesvalles war auf jeden Fall die Mühe wert. 



Das muss früher ein beeindruckendes Kloster gewesen sein. Schade, dass es das nicht mehr ist. Ich erinnere mich, dass Hape Kerkeling in seinem Buch die Albergue hier als ziemlich schrecklich bezeichnet, dass er in das Hotel abgehauen ist. Also ich bin auf jeden Fall begeistert. ( Es liegen ja auch über 20 Jahre dazwischen ). 



Zum Nachschauen: YouTube und Nachhören: spotify

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