niedziela, 10 września 2023

6. September 2023 - Roncesvalles - Zubiri

 In der Früh gibt es als Wecker Gregorianik.

Um 7 Uhr gehe ich zum Frühstück. Es findet, so wie das Abendessen in einem der Restaurants im Ort. Auch mein bestelltes Lunchpaket im Minirucksack mit Logo bekomme ich hier. Der ganze Ort glitzert rosa in der aufgehenden Sonne. 

Die Entfernung auf dem Camino-Stein und dem Schild unterscheidet sich um fast 40 km, womöglich ist mit der zweiten Angabe die Strecke über die Straßen gemeint. Und das ist heute auch wieder eine schwere Wahl. Der Camino nach Zubiri geht ziemlich steil runter und zwar über Felsen. Ich werde schauen ob ich wieder teilweise auf den Fahrradweg ausweiche 


 Die ersten 2,5 km gehen bequem durch den Wald. Dann kommt die erste Ortschaft – Burguete. Hier hat wohl jemand mit dem Translator gearbeitet und „welcome“ ist polnische als „Powitanie“ statt „Witamy“ übersetzt.  Auch das Jakobsweg-Graffiti ist interessant, auch wenn in Wirklichkeit die Berge nicht so steil und spitz sind, wie auf der Darstellung. Zum Glück. Die Sonne versteckt sich bis jetzt in den Wölkchen.

Entlang der Straße führt ein kleines Flüsschen, eine Art Kanal. Wo bin ich neulich auf so etwas schon gestoßen? Es war glaube ich in Freiburg. Die Kirche in Burguette ist leider zu. Über eine Brücke über einen weiteren Fluss, an dessen Namen ich mich nicht traue, geht es dann weiter, zwischen Weiden mit Kühen, Schaffen und Pferden. Nebelreste schleichen noch übers Gras.




 

Und dann gibt es immer wieder solche provisorischen Brücken aus ein paar rutschigen Steinen seitlich im Gebüsch. Jedes Mal überlege ich, ob ich diesmal die Steine nutze oder doch riskiere durch das Wasser zu waten. Wie viele davon gibt es heute noch?

Nach Espinal geht die Straße schön runter und die Kirchenglocke begrüßt uns von weitem. Immer wieder begegne ich unterwegs Katzen. Die Bartholomäuskirche ist offen. Sie ist ziemlich modern aber mit einer beeindruckenden Mosaik in der Apsis, leider kann ich die baskische Aufschrift dabei auch mi Translator nicht verstehen. 

Dafür, dass es hieß, dass es heute bergab geht, gibt es doch ganz viele schöne Anstiege noch. Kurz nach Espinal ist auch der höchste Punkt dieser Etappe mit 994 m erreicht. AAAA!! Solche Stellen hasse ich. Man kommt aus dem Wald durch ein kleines Tor, muss sich aber noch durch hohe Farne durchkämpfen, bis man die Straße erreicht. Ab jetzt halte ich mich an die Straße.





 Auf der Straße lauern natürlich andere Gefahren als Zecken. Es herrscht hier doch ziemlich viel Verkehr und die Kurven machen das Weiterkommen tricky. Es fahren auch einige Cabrio-Oldies rauf. Kurz vor Bizkarreta entscheide ich mich dann doch wieder für den Camino. Direkt vor der abenteuerlichen Überquerung des Flusses Erro. Das Wasser wird hier von mehreren Betonpfosten gestaut, über die man irgendwie schreiten muss. Mit meinem Gleichgewicht sehe ich die Sache ziemlich schwarz und bin kurz davor mich doch noch für die Hauptstraße zu entscheiden. Neben dem Fluss stehen allerdings paar Leute von der Guardia Civil. Zuerst frage ich mich, was sie dort kontrollieren, anscheinend helfen sie aber tatsächlich den Pilgern bei der Überquerung. Na gut, wenn ich ins Wasser plumpse, werden sie mich zumindest rausziehen, denke ich mir. Aus der Nähe betrachtet sind die Betonpfeiler doch relativ breit und die Abstände dazwischen vernachlässigbar, so dass ich zwar etwas unsicheren Schrittes, mich aber doch auf dieses Abenteuer einlasse. Das Runterspringen vom letzten Betonklotz auf die Straße ist etwas unangenehm, da bin ich für die Hand der Guardia Civil wirklich dankbar. 

Beim weiteren Laufen stoße ich auf eine Gruppe deutschsprechenden aus Mannheim oder aus der Nähe. Das Lustige war aber, dass die eine mich plötzlich anspricht: verstehen sie polnisch? Sie stammt aus dem Oppelner Schlesien.

Hinter Lintzoain kommt noch ein steiler Aufstieg, der mich total aus der Puste bringt. Es sollte doch heute bergab gehen was soll das denn? Danach kommt aber ein schöner Wald. Und jetzt geht's langsam tatsächlich runter. Schön im Schatten, das ist doch angenehmer als auf der Straße. Es erinnert mich total an Galizien an. Ich entdecke auch noch interessante lila Blumen. Wäre es nicht Herbst hätte ich jetzt gerade Krokusse vermutet. Laut Google heißt das Merendera sobolifera. Was auch immer, sieht schön aus. Ich sehe die Blumen zum ersten Mal.

 
 
 Etwa 3,7 km vor Zubiri beginnt dann tatsächlich der eigentliche Abstieg. Und schon bald wird mir klar, was die Mädels in der Facebook-Gruppe als Drachenzähne bezeichnet haben? Zuerst ist der Abstieg noch angenehm, nicht zu steil, und die Felskanten verlaufen quer zum Weg. Eigentlich sind das sogar angenehmer Stufen. Man muss halt aufpassen, wo man hintritt aber ansonsten geht’s. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, wenn das nass ist, dass das recht rutschig ist. Solche coolen Formationen sehe ich zum ersten Mal. Irgendwann verlaufen diese scharfe Zahnreihen aber entlang des Weges und man muss sich genau überlegen, wo man hintreten will. Die Engländerin vor mir ruft alle 50 m vor der nächsten Felsformation „oh no!“. Später steigt sich auf Singen um und ich bin mir gar nicht sicher, ob mich das mehr beruhigt. Teilweise trifft man auf relativ flache abschüssige Felsplatten und muss einen Halt für die Stöcke suchen, um sich sicher zu überqueren. Sozusagen: auf allen Vieren.



 Endlich ist auch Zubiri erreicht. Über die Puente de la Rabia über den Fluss Arga erreicht man die Ortschaft. Das kühle Plätschern unter der Brücke lässt mich wieder zuerst eine Bar mit einer Abkühlung suchen, bevor ich die letzten 260 bis zu meiner Herberge latsche. Dabei treffe ich auch meine spätere Zimmergenossinen, wie sich rausstellen wird. In der Albergue trägt mir die junge Rezeptionistin sogar den Rucksack in den ersten Stock. Gehört hier zum Leistungsumfang. 



Zum Nachschauen: YouTube zum Nachhören: Spotify


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